Geschichte

Mitte der fünfziger Jahre entwickelte der Sportpädagoge Ernst J. Kiphard zusammen mit den Kinder- und Jugendpsychiatern Dr. Elisabeth Hecker und Dr. Helmut Hünnekens ein Konzept zur Behandlung psychomotorischer Leistungs- und Verhaltensauffälligkeiten. Dieses Konzept ging von der funktionellen Einheit psychischer und motorischer Vorgänge aus, wie sie in dem international geläufigen Begriff der „Psychomotorik“ zum Ausdruck kommt.

Diese sogenannte „psychomotorische Übungsbehandlung“ führte erstmals Erkenntnisse und Methoden der Bewegungstherapie und der Bewegungserziehung in einem therapeutischen Ansatz zusammen.

Die Entwicklung der Motopädieausbildung geht zurück auf das Jahr 1976, als der Aktionskreis Psychomotorik e.V. (AKP) gegründet wurde. Den Initiatoren der Gründung Prof. Dr. Ernst J. Kiphard, Dr. Helmut Hünnekens und Prof. Dr. Friedhelm Schilling war es ein Anliegen, die erfolgversprechende psychomotorische Arbeit mit bewegungs- und verhaltensauffälligen Kindern als eigenständige Heilmethode zu etablieren. Es wurde eine Curriculumkommission des AKP gebildet, die u.a. Lehrpläne für eine einjährige Fachschulausbildung erarbeitete.

Dem damaligen Schulleiter der Höheren Berufsfachschule für Gymnastik Dortmund, Johannes Gockel, und seinem guten Kontakt zu E.J. Kiphard ist es zu verdanken, dass sich auf der Grundlage des erarbeiteten Curriculums eine Ausbildung zur/zum staatl. gepr. Motopädin/Motopäden konstituieren konnte.

Am 20. April 1977 wurde die Fachschule für Gymnastik-Bewegungstherapie in Dortmund staatlich genehmigt und bildete zum Schuljahresbeginn 1977/78 erstmalig in einer einjährigen Weiterbildung staatl. gepr. Motopädinnen/Motopäden aus. Zur wissenschaftlichen Systematisierung und Fundierung dieses in der Praxis erfolgreichen Konzepts wurde im Jahre 1983 an der Philipps-Universität in Marburg das Lehr- und Forschungsgebiet „Motologie“ mit einem eigenen Lehrstuhl eingerichtet.

Im Zusammenhang mit der Konzeption dieses Fachgebietes wurde die „Motologie“ als „Lehre von der Motorik als Grundlage der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit des Menschen, ihrer Entwicklung, ihrer Störungen und deren Behandlung“ definiert (Zimmer, 1999, S. 19). Motologie entspricht der inzwischen im europäischen und angloamerikanischen Raum vertretenen Wissenschaftsdisziplin „Psychomotorik“.

Das Berufsbild der staatlich geprüften-anerkannten Motopädin / des staatlich geprüften-anerkannten Motopäden findet heute in den Arbeitsfeldern der Rehabilitation und Prävention zunehmende Beachtung und Anerkennung.

Diese Arbeitsfelder können sein:

  • Frühförder- und Beratungsstellen,
  • Kindertageseinrichtungen/Familienzentren,
  • Regel- und Förderschulen,
  • Kliniken und Psychiatrien,
  • Sozialpädiatrische Zentren,
  • Seniorenheime,
  • freie Praxen,
  • (mobile) Frühförderstellen,
  • Kinder- und Jugendpsychiatrien,
  • Ambulanzen für Menschen mit Autismus,
  • Werkstätten für Menschen mit Behinderung,
  • Fachschulen, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen,
  • Sozialpädiatrische Zentren,
  • Senioren-/Demenz- und Pflegeheime,
  • Tiergestützte Motopädie,
  • Wohngruppen.